Stadt.Strukturen

Andreas Feininger: Fotografien
Lyonel Feininger: Druckgraphik


Vom 27. Oktober 2012 bis 20. Januar 2013 im Kunstmuseum Bayreuth

In der Dr. Helmut und Constanze Meyer Kunststiftung, die das Museum begründete, bewahrt das Kunstmuseum Bayreuth auch Holzschnitte des Bauhausmeisters Lyonel Feininger (1871 – 1956). Dies ist uns Anlass, eine Ausstellung mit Schwarzweiß-Fotografien seines Sohnes, Andreas Feininger (1906 – 1999) aus der Sammlung des Zeppelin-Museums Friedrichshafen, zu zeigen, darunter einige Bilder, die Inkunabeln unseres Amerika-Bildes sind, weil sie das Wesen der neuen Welt einfangen und so unsere Wahrnehmung der USA geprägt haben. Parallel im Vergleich dazu zeigen wir Holzschnitte und Lithographien seines Vaters der Zeit ab 1919 bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Dr. Hermann Klumpp, Lyonel-Feininger-Galerie Quedlingburg und aus den Kunstsammlungen Chemnitz, Sammlung Loebermann*.

Als ältester Sohn Lyonel Feiningers in Paris geboren, gehört der Architekt Andreas Feininger zu einer Künstlergeneration, die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg die Fotografie als künstlerisches Medium für sich entdeckte und eine neue fotografische Sehweise entwickelte. Klarheit, Einfachheit und Organisation sind für den Meisterfotografen die Grundprinzipien seiner Arbeit. Wie kaum ein anderer versteht er es, Bildinhalte mit strengen formalen Kriterien, wie Perspektive und Komposition, zu verknüpfen. 1929 bereits war er in der legendären Stuttgarter Ausstellung „Foto und Film“ vertreten und entwickelte sogar eine eigene Kameramechanik. 1939 musste er in die USA emigrieren. In New York arbeitete er zunächst als freischaffender Fotograf, wurde aber bereits 1943 als Bildredakteur beim »Life«-Magazin angestellt.

Er gehörte fast zwanzig Jahre dem berühmten Fotografenstab der Zeitschrift an, die als Wegbereiter der zeitgenössischen Bildberichterstattung gilt. Nachdem er das Magazin 1962 verließ, veröffentlichte er zahlreiche Fotolehrbücher, die inzwischen zu den Standardwerken der Fotoschule zählen.

Andreas Feiningers Werk ist von großen Themenkomplexen bestimmt. Seine Stadtansichten und vor allem die Architektur und das Leben seiner Wahlheimat New York haben ihn über die Jahrzehnte hinweg fasziniert. Immer wieder hielt er die Skyline von Manhattan, die Straßenschluchten, die Wolkenkratzer, die Brücken und Hochbahnen in atmosphärisch dichten Bildern fest. Mit derselben Begeisterung widmete er sich Naturstudien. In seiner strengen Komposition der Bilder entfalten Mikrokosmos und Makrostruktur eine monumentale Wirkung.

Als Sohn deutscher Musiker geboren, lebte Lyonel Feininger in den USA und in Deutschland, studierte in Paris und Berlin, wo er ab 1893 als freier Illustrator und Karikaturist für verschiedene Zeitschriften wirkte. Seit 1911 stellte er in Paris, mit dem Blauen Reiter und Franz Marc in der Berliner Galerie „Der Sturm“ oder in München aus. Bei der Novembergruppe lernte er Walter Gropius kennen und wurde 1919 von ihm nach Weimar als Leiter der grafischen Werkstatt an das Bauhaus berufen. In der Umgebung von Weimar entstanden seine Bilder von Kirchen und Dörfern in Thüringen, die nach den verschiedenen Ortschaften benannt sind. Später entstanden in Halle (Saale) und Umgebung verschiedene expressionistische Stadtansichten.

1921 wurde eine Mappe mit Linolschnitten von Feininger als seine erste Bauhaus-Veröffentlichung herausgegeben. Für den amerikanischen Markt gründete er 1924 zusammen mit Paul Klee, 
Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky die Gruppe „Die Blaue Vier“. 1926 musste das Bauhaus nach Dessau ausweichen.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zog Feininger mit seiner Familie zunächst nach Berlin und emigrierte 1937 in die USA, wo er als freier Maler arbeitete. In Deutschland wurden insgesamt 378 Arbeiten des Künstlers als „Entartete Kunst“ aus öffentlichen Sammlungen entfernt. In New York entstanden Feiningers Manhattan-Aquarelle und -Lithographien mit moderner „Wolkenkratzer“–Architektur und tiefen Straßenschluchten.

In dieser Ausstellung führen Vater und Sohn Kompositionsideen der Moderne vor Augen. In verschiedenen künstlerischen Medien zeigt eine Verwandtschaft beider Künstler, das Besondere, das Wesentliche und die grundlegenden Strukturen der Architektur unterschiedlicher Stadt-Landschaften zu sehen und in einzigartige Bildkompositionen umzusetzen.

* Die Sammlung Loebermann wurde mit Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Chemnitz, der Kulturstiftung der Länder und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erworben.
 

Weitere Informationen zur Ausstellung

Weitere Informationen finden Sie im Flyer zur Ausstellung.
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