Peter F. Piening – augenscheinlich

Vom 22. Oktober 2017 bis 4. Februar 2018 – Kunstmuseum Bayreuth

… ein treffender Titel, geht es Piening doch nicht um eine oberflächliche Sicht auf die Dinge, sondern um Vielsichtigkeit und Hintersinn im Zwischenreich der Wahrnehmung zwischen dem „Noch-nicht“ und dem „Nicht-mehr“, wie Louisa Diederichs im Katalog ausführt.

Neben den bekannten Holz-Objekten, die bereits 2006 in der Ausstellungshalle im Neuen Rathaus zu sehen waren, zeigt das Kunstmuseum Bayreuth erstmals das breit angelegte zeichnerische und malerische Werk Pienings, das sich in die vom Surrealen und Phantastischen beeinflusste neue Figuration nach 1945 fügt. Seine Bilder spielen mit verschiedenen Formen der Wirklichkeitserfahrung. Das Problem der Wahrnehmung thematisierend entwickelte Piening später auch seine Holzobjekte.
Die Idee zu der Bayreuther Ausstellung wurde im Jahr 2005 geboren, als das Kunstmuseum Bayreuth mit Peter F. Piening in der Ausstellungshalle im Neuen Rathaus eine viel beachtete Ausstellung seiner – zur Freude der Besucher – zum großen Teil begehbarer Großobjekte zeigte. Einige Zeichnungen waren seinerzeit auch zu sehen gewesen. Es waren vor allem Konstruktionsskizzen und wenige frühe Zeichnungen – zu wenig, wie wir fanden.

So entwickelte sich der Gedanke, auch einmal das breit angelegte zeichnerische Werk Pienings der Öffentlichkeit vorzuführen. Ein Schwerpunkt der Sammlungen im Kunstmuseum Bayreuth ist der Bestand an Werken der Figuration nach 1945. Pienings Zeichnungen fügen sich in diese Bilderwelt, die als Gegenbewegung zu Informel und Konkreter Kunst entstand.

Parallel zu norddeutschen Ausprägungen von Pop Art und Hyperrealismus (Gruppe „Zebra“, Claus Vahle, u. a.) entwickelte Piening einen eindringlichen Werkkomplex, der stark vom Surrealen und Phantastischen beeinflusst ist: faszinierend, wie er seine Zeichnungen in Reibung an der ländlichen Realität der Westküste Schleswig-Holsteins fortentwickelt von der reinen Abbildung über eine fotografisch unterstützte Umsetzung verschiedener Ansichten und Perspektiven – wie sie der amerikanische Fotorealismus pflegte, hin zu real gebauten Objekten und Körpern aus Holzresten, und wie er peu à peu immer mehr reale Elemente aufnimmt, um schließlich zu seinen minutiös gebauten Räumen und Installationen zu gelangen, die die Realität – bis zur Begehbarkeit – „eins zu eins“ nachzubilden scheinen.

Zur Ausstellung erscheint ein gemeinsamer Katalog mit dem „Museumsberg Flensburg“. Und wie immer rundet ein umfangreiches Vermittlungsangebot die Präsentation der Arbeiten im Kunstmuseum Bayreuth ab.