Jürgen Brodwolf Schenkung

Der Schweizer Jürgen Brodwolf (*1932) hat mit seiner Formenfamilie der „Tubenfiguren“ seit den sechziger Jahren einen neuen, eigenen Weg der Figuration beschritten. „Hier wurde ein Weg zu einer Figuralkunst gewiesen, die noch ein eigenes Weltbild umschloss. Nicht mimetisch festgelegt, bot sie genügend Möglichkeiten für eine Imagination, die Wesentliches über den Menschen, seine Würde, das freie Miteinander von Individuen und ihrer Selbstbegründung im Raum auszusagen hatte.“ (Christa Lichtenstern: Brodwolf und Schlemmer, im Ausstellungskatalog der Galerie Valentien, 1995, S. 8)

Mehrfach schenkte der Künstler dem Kunstmuseum Bayreuth Zeichnungen aus verschiedenen Werkkomplexen. Als 2003 erstmals hier die Serie „Werkarchive – Zeitebenen“ mit aquarellierten Bleistiftzeichnungen antiker Skulpturen im ausgestellt war, machte Brodwolf dem Museum eine erste große Schenkung von 8 Blättern dieser Serie. In den folgenden Jahren wurde diese Schenkung mehrfach ergänzt. 2007 kam mit dem zwischen 1996 und 1997 entstandenen „Nibelungenzyklus“ eine Reihe von insgesamt 25 großformatigen, expressiv stark-farbigen Zeichnungen und Mischtechniken hinzu. Schließlich schenkte der Künstler dem Museum 2012 anlässlich einer Richard Lindner Ausstellung einen Zyklus mit seinen Bearbeitungen von Richard Lindners „Marilyn“-Druckserie, in die plastische Tubenfiguren integriert sind.

Jürgen Brodwolfs Werk entfaltet sich in Zeichnungen, Objekten und Installationen aus fragilen plastischen Werken aus Gips, Gaze und anderen vergänglichen Materialien. Seit den neunziger Jahren ließ der Künstler eine Reihe seiner Skulpturen in Bronze gießen. Eine der sehr frühen Arbeiten dieser Reihe ist die „Bayreuther Gruppe“ aus aneinander gelehnten, einander stützenden Tubenfiguren, die der Künstler für den Förderkreis Skulpturenmeile Bayreuth e. V. entwickelte. Sie steht seit 2012 am Chor der Stadtkirche in der Kanzleistraße unterhalb der früheren „Judensau“.